1. Oktober 2023

Wir haben gewonnen, Leute!

Was für ein Tag: Die Sonne schien über dem Ruhrstadion, Borussia drehte auf und beherrschte ein Auswärtsspiel wie seit vielen Monaten nicht mehr erlebt, unsere alten Haudegen rund um Plea, Neuhaus und Co. drehten so richtig auf und am Ende konnte man den eigentlich viel zu gering ausgefallenen 3:1-Sieg bejubeln. Ein toller Tag! Und worüber wird am heutigen Sonntag nur noch gesprochen? Vermeintlich falsch hängende Zaunfahnen, überreagierende Feuerwehr, überreagierende Ultras, überreagierende Reaktionen darauf, Überreaktion hier, Überreaktion da.

Leute, fahrt mal bitte alle etwas runter und freut Euch über den so unglaublich wichtigen Sieg, der für die gesamte Saison wegweisend sein kann, und auf den wir so lange gewartet haben!

Wir sind immer noch zu Beginn einer schwierigen Umbruchphase, zu Beginn einer schwierigen Saison, bei der es der Spieltagsplaner nun wahrlich nicht gut mit uns meinte. Die drei wohl besten Mannschaften des Augenblicks direkt am Anfang im Borussia-Park präsentiert zu bekommen, ist nun wirklich nicht das, was man als Planungsglück bezeichnen darf. Dann noch dazu in Augsburg, wo wir nie so wirklich gut aussehen, beim höchstmotivierten Aufsteiger aus Darmstadt und den eigentlich unbequemen Bochumern – es war jedem klar, dass es diese Anfangsphase in sich haben wird.

Und dann schaffen wir diesen tollen Auswärtssieg. Nicht mit Ach und Krach, sondern durch eine brillante erste Halbzeit, in der man eigentlich 6:0 oder 7:0 hätte führen können. Der gegnerische Trainer fühlte sich überrollt wie lange nicht mehr. Und worüber reden wir: Fluchttore, Feuerwehrvorgaben, brennende Fotoausrüstung, Schmähgesänge untereinander. Ist das wirklich das Richtige an so einem Tag, bei so einem Spiel, bei solch einem tollen Ergebnis?

Wir sollten alle verbal und emotional abrüsten!

Der Verein sollte mit all seinen Möglichkeiten darauf einwirken, dass die Vorgaben in den Stadien nachvollziehbar, fair und gerecht sein müssen. Wenn vor der Heimkurve Fluchttore überhängt werden, ohne dass irgendwas passiert, dann ist das Ganze einfach nicht fair. Und muss man dann erst kurz vor Spielbeginn von Seiten der Feuerwehr einschreiten? Kann das nicht alles in Ruhe direkt beim Aufhängen der Fahnen final abgeklärt werden? Waren da wirklich nur Amateure am Werk? Es hat zumindest den Eindruck!

Aber auch unsere Szene sollte sich an die eigene Nase fassen! Muss man unbedingt den Support einstellen und trotzig das Stadion verlassen, wenn es um so viel geht? Kann man nicht anders (berechtigt) protestieren? Muss man die Unterstützung für die eigene Mannschaft einstellen? Es sollte sich doch gegen den Gegner richten und nicht gegen die eigenen Jungs, die endlich das zeigen, was wir uns die letzten Jahre so sehnlichst gewünscht haben! Aber muss man darauf auch direkt mit „Wir sind Gladbacher und Ihr nicht!“ reagieren? Muss man den Jungs und Mädels, die sich sonst so aufopferungsvoll und kreativ an jedes Spiel heranbegeben, das Fantum, also die Grundlage jedes Fanseins, absprechen?

Leute, fahrt bitte alle etwas runter und freut Euch über den so unglaublich wichtigen Sieg! Und bitte, lasst solch schwierige Begleiterscheinungen doch bitte demnächst einfach mal sein! Und damit meinen wir nicht ausschließlich unsere Leute, sondern auch kooperationsunwillige und schikaneorientierte Kräfte auf Seiten des Heimvereins! Denn es ist wie immer im Leben: Wie es in den Wald hineinruft, so schallt es heraus. Beim nächsten Mal bitte dann aber von unserer Seite zumindest nur produktiv und kreativ, und vor allem wieder als geschlossene Einheit für unseren VfL!