24. Mai 2025

Saisonrückblick

„Ein letzter Augenöffner zum Saisonabschluss‘‘, ,,Kein versöhnlicher Schlusspunkt‘‘, ,,Chance(n) vertan‘‘, ,,Graue Mäuse, vergilbte Fohlen‘‘, ,,Zukunft von Seoane und Virkus offen‘‘ – wenn Borussias Fanmedien ein Indikator für die Stimmung der Fans sind, dann sprechen die Schlagzeilen nach dem letzten Saisonspiel eine deutliche Sprache. Und tatsächlich hört man solche und ähnliche Stimmen in vielen Ecken in und um Mönchengladbach. Gleichzeitig stehen sie in einem deutlichen Kontrast zu den Aussagen, die noch vor einigen Wochen vom Verein selbst auf der Mitgliederversammlung getroffen wurden – was natürlich auch zum Teil an der Tatsache liegt, dass man zu diesem Zeitpunkt noch deutlich positiver auf die sportliche Ausbeute gucken konnte. Mit einigen Tagen Abstand zum Saisonende möchten wir als Dachverband ebenfalls einen Blick auf die Gemengelage werfen und dabei auch die Perspektive auf uns als Fanszene sowie den gesamten Verein wagen.

Zwei Lesarten zur abgelaufenen Saison

Die Argumente, die man unter den oben genannten Überschriften findet, sind nicht von der Hand zu weisen: Jene Probleme, über die wir in den vergangenen Jahren nur allzu oft gesprochen haben, zeigten sich im vergeigten Saisonendspurt wieder. Das Zulassen viel zu vieler Torchancen, die daraus resultierende zu hohe Zahl an Gegentoren, die oft unterschiedlichen Halbzeiten innerhalb eines Spiels und weitere Ärgernisse… Gerade am Ende der Saison verfiel man in alte Verhaltensweisen. Dass wir die Chance dieses Frühjahres, in einer wirklich guten Ausgangslage für eine seit Jahren erstmals wieder zu erreichende Europa-Qualifikation zu sein, so dumm hergeschenkt haben, kann einen auf jeden Fall ernüchtert aus dieser Spielzeit gehen lassen. Und die Befürchtung, dass sich das schlechte Ende in der neuen Saison aufgrund der weiterhin schwierigen Rahmenbedingungen fortsetzen wird, ist zweifelsfrei da.

Auf der anderen Seite sollte man sich bei allem Ärger schon auch vor Augen führen, dass die Zahlen trotz all‘ jener Ärgernisse in dieser Saison gedreht werden konnten. Im Vergleich zum langsamen Niedergang der Vorjahre, der immer weiter nach unten zeigte, ging es diese Saison endlich mal wieder in die andere Richtung. Dass wir am Ende so einen Einbruch hatten, ist selbstverständlich komplett scheiße, aber es war – auch wenn man das als Tiefstapelei sehen mag – immerhin ein Einbruch runter von einem guten Level. Zur Erinnerung: Vor einem Jahr wäre ein solcher Einbruch am Ende definitiv im Abstieg in die zweite Liga geendet – dass wir uns jetzt darüber ärgern können, es doch nicht nach Europa geschafft zu haben, zeigt den Fortschritt zum Vorjahr.

Dazu kommt, dass trotz aller Debatten um einzelne Spieler doch insgesamt auf jeden Fall festgehalten werden sollte, dass diese Mannschaft auf dem Platz viel mehr Identifikationspotenzial bietet als das noch vor gar nicht allzu langer Zeit der Fall war. Die diversen Söldner-Vorwürfe gegen die Truppe von vor ein paar Jahren konnte man in dieser Spielzeit selbst nach den Mistspielen nicht vernehmen und das hat seine berechtigten Gründe.

Auf den Rängen

Dass man sich auch nach schlechten Spielen und in schlechten Zeiten viel öfter diese Errungenschaften ins Gedächtnis rufen sollte, zeigen mehrere Gegebenheiten in dieser Saison. Eine Sache vorab: Natürlich haben wir als Fanszene auch in dieser Saison unseren Verein wieder in Massen unterstützt, grandiose Aktionen veranstaltet und gezeigt, was diesen Verein so besonders macht – dazu am Ende dieses Textes mehr. Nichtsdestotrotz möchten wir, nachdem oben auch kritisch und differenziert auf die sportliche Situation sowie die handelnden Figuren geguckt wurde, auch uns selbst kritisch hinterfragen:

Selbstverständlich ist es unser gutes Recht als Fans dieses Vereins, unseren Unmut nach schlechten Spielen auch mal rauszuhauen, wenn dies angebracht ist. Wann der Zeitpunkt dafür gekommen ist, in schlechten Phasen nach Niederlagen vom aufmunternden Klatschen zu Unmutsbekundungen umzuschwenken, darüber gehen die Meinungen naturgemäß auseinander. Dass viele Fans die Schnauze voll hatten, nachdem sie die peinliche Niederlage nach einer langen Auswärtsfahrt nach Kiel mitbekommen hatten und man sich eine Woche später vier Tore gegen Hoffenheim ansehen durfte, dürfte niemanden überraschen.

Gleichzeitig ist es trotzdem so, dass auch auf den Rängen Verhaltensweisen Einzug gefunden haben, die sich für uns als Borussen verbieten sollten. Die viel zu oft schon lange vor dem Abpfiff stattfindende Massenflucht aus dem Stadion ist unserem Verein nicht würdig und sollte definitiv hinterfragt werden. Auch hier bestätigen Ausnahmen die Regeln, kann es natürlich immer mal Gründe für ein früheres Gehen geben. Dass nach Siegen aber stets volle Ränge beim Rundgang der Mannschaft vorhanden sind, während nach Niederlagen oftmals große Lücken schon vor der 90. Minute gesehen werden können, zeigt deutlich, dass das im Gros nichts mit langen Heimfahrten zu tun hat, sondern mit Einstellung.

Selbiges gilt für die oben bereits angesprochenen Unmutsbekundungen. Wie gesagt: Nach länger anhaltenden schlechten Leistungen ist es das Recht von uns Fans, auch mal deutlich zu zeigen, dass wir nicht zufrieden sind. Schon vor dem Spiel den Trainer oder einzelne Spieler auszupfeifen, ist aber ebenso wie die Massenflucht eine Unart, die wir im Borussia-Park nicht brauchen. Wie albern diese Verhaltensweisen sind, zeigt die Tatsache, dass zu Beginn der Rückrunde lautstarke Pfiffe bei einzelnen Namen der Mannschaftsaufstellung ertönten, die dann nach ein paar Siegen wieder verschwanden. Die Redewendung der ‚Fahne im Wind‘ trifft es bei diesen sehr sprunghaften und leistungsabhängigen Verhaltensweisen wohl deutlich. Apropos…

Fahnen & Generationen in der Nordkurve

Womit wir beim nächsten Thema wären, das insbesondere in der Rückrunde diskutiert wurde. Jedem Borussen dürfte aufgefallen sein, dass die Anzahl der (auch großen) Fahnen in dem Stehbereich deutlich zugenommen hat. Die Verbreiterung der Ultrászene und des entsprechenden Umfelds auf die Blöcke 15 und 17 führte allmählich und seit circa einem halben Jahr zu einem deutlich Mehr an Schwenkern, die auch während des Spiels oben sind.

Borussia als Verein und wir als Dachverband haben dazu einige Mails bekommen, auf die wir stets mit persönlichen Gesprächsangeboten am FanHaus oder im Stadion am Infostand reagierten. Diese Angebote wurden im Laufe der Rückrunde so gut wie gar nicht angenommen, sodass vor zwei Wochen ein separater Themenabend im FanHaus stattfand. Die circa 80 Anwesenden tauschten sich zwei Stunden aus und sämtliche Gesprächsinhalte können und sollen an dieser Stelle nicht wiedergegeben werden. Die Quintessenz des Abends dürfte sein, dass gewisse Stellschrauben, die insbesondere zu Beginn der Hinrunde zu weit gedreht worden sind, wieder zurückgefahren werden sollen. So soll verstärkt Rücksicht auf Situationen (Elfmeter, Freistöße in Strafraumnähe, etc.) genommen und der Einsatz von statischen Doppelhaltern wieder verstärkt beschränkt werden.

Gleichzeitig ist klar, dass die Situation vor der Ausbreitung nicht mehr stattfinden und es bei einem grundsätzlich größeren Fahneneinsatz bleiben wird. Der Teil der Fans, der diese Art des Supports begrüßt und ihn aktiv vorantreiben wird, wird permanent größer – dass der Sottocultura Förderkreis e.V. nicht mehr nur noch ein paar hundert, sondern viele tausende Mitglieder zählt, spricht eine deutliche Sprache. Die Blöcke 15, 16 und 17 sind im Borussen-Kodex als der ultimative Fan-Bereich ausgeschrieben, der nochmal expliziter für Stimmung vorgesehen und in dem mit Sichtbeschränkungen zu rechnen ist. Es gehört zur Wahrheit dazu, dass in der Fahnen-Frage kein kleinster gemeinsamer Nenner in jedem Fall vorhanden ist: Diejenigen, die gerne noch mehr und noch durchgehender in jeglichen Situationen ohne Rücksicht auf Verluste durchschwenken würden, müssen sich in einer Kurve wie in Mönchengladbach bewusst sein, dass das so nicht klappen kann. Auf der anderen Seite wird vielen Fans der Kompromiss, den es geben wird, nicht ausreichen.

Für diese Fans werden wir uns für alternative Möglichkeiten einsetzen, um den Blöcken 15, 16 und 17 ausweichen zu können. Die Andeutungen, die der Verein auf der Mitgliederversammlung zu Stehplatzmöglichkeiten in der Südkurve getroffen hat, haben wir als positives Signal empfunden – Gespräche dazu haben wir vor und nach der MV bereits mit den Verantwortlichen geführt und werden diesen Prozess weiter begleiten. Gleichzeitig soll es, da diese Möglichkeit wohl leider nicht schon in diesem Sommer kommen kann, auch früher Ausweichmöglichkeiten in Randbereiche geben.

Für uns als Dachverband steht dabei fest, dass über jeder Diskussion zu diesem Thema steht, dass es hier keine Aufteilung in bessere oder schlechtere Fans gibt. Egal ob Allesfahrer, Ultrá, Normalo, Tribünenhocker, Oberrangsitzer, Logenbesitzer oder Radiohörer – wer Fan von Borussia Mönchengladbach ist, ist genauso Borusse wie alle anderen.

Bei dem Drahtseilakt, unserer riesigen und traditionsreichen Fanszene weiter Rechnung zu tragen und gleichzeitig auch den jüngeren Generationen ihren Raum zu geben und ganz jungen Fans überhaupt den Zugang zum Borussia-Park und zu Dauerkarten zu verschaffen, sollte dieses Mantra immer über allem stehen. Es soll und darf nicht darum gehen, irgendwelche ,,Alten‘‘ loszuwerden‘‘, wie manchmal gemutmaßt wird. Aber natürlich ist es eine riesige Herausforderung, in Zeiten, in denen Kinder auf den Spielplätzen immer mehr in PSG-, ManCity- oder gar Al Nassr-Trikots rumlaufen, junge Menschen an unseren Verein und unsere Fanszene zu binden. Gelingen kann das nur, indem wir diese jungen Leute in die Kurve bekommen und ihnen dort den Freiraum schaffen, den frühere Generationen glücklicherweise auch hatten.

Borussia-Fans – immer und überall!

Bei all‘ den Diskussionen rund um den sportlich enttäuschenden Saisonschluss und die fanbezogenen Themen darf nicht zu kurz kommen, dass wir als Borussia-Fans auch in dieser Saison diverse Ausrufezeichen in Mönchengladbach und quer durchs Land setzen konnten. Nicht nur die reinen Auswärtsfahrerzahlen waren mal wieder beeindruckend, sondern auch die Art und Weise, wie wir diverse Auswärts- zu Heimspielen gemacht haben, bestätigt nur mal wieder, welche Power in unserer Fanszene steckt.

Diese Power in Zukunft wieder verstärkt auch im FPMG Supporters Club einzubringen, ist der Auftrag, den der neue Vorstand des Dachverbands auf der Jahreshauptversammlung Anfang April bekommen hat. In der wohl größten Neuerung des Vereins seit Jahrzehnten trat Thomas Ludwig als 1. Vorsitzender und mit ihm viele langjährige Vorstandsmitglieder aus dem Vorstand aus und machten Platz für jüngere Leute. Die Neuaufstellung thematisierten wir bereits ausführlicher in einer separaten Meldung nach der JHV, kündigten dort die Gründung eines neuen Gremiums zur Einbindung einer breiteren Masse an Fanclubs an und sind gerade in den weiteren Schritten der gesamten Neuaufstellung. Auch an dieser Stelle soll den langjährigen Vorstandsmitgliedern und Thomas Ludwig nochmal der Dank ausgesprochen werden für die großen Verdienste um Verein & Fanszene sowie den Mitgliedern des FPMG für das einstimmige Vertrauen rund um die Neuaufstellung.

Ebenso wie die Neuaufstellung des Dachverbands ist die Entwicklung der Nordkurve bei Heimspielen zwar noch lange nicht zu Ende und zufriedenstellend, seit der besagten Verbreiterung gab es aber auch hier weiterhin Fortschritte und Verbesserungen. Große Choreografien, allen voran die gigantische Bökelberg-Choreo gegen Leverkusen, beeindruckende Fanmärsche, insbesondere der Saisonstartmarsch ganz in Weiß, das karitative Engagement der Kurve, die vielen Aktivitäten in den zahllosen Fanclubs und in den Regionen – 2024/2025 haben wir einmal mehr gezeigt, dass mit uns zu rechnen ist.

Lasst uns diesen Spirit mit in die neue Saison nehmen, in der gleich zu Beginn das 125. Jubiläum unseres Vereins ansteht. Falls noch nicht geschehen, deckt euch für das Spiel gegen Valencia mit Karten ein, auf dass wir auch dieses Ereignis zu einem unvergesslichen Ausrufezeichen unserer Fanszene machen werden.

Wir sehen uns in der Sommerpause (Plan unten) oder am ersten Augustwochenende im Borussia-Park!

Lott jonn!

Der Vorstand

 

Sommerpausefahrplan:

14.06.: 50 Jahre Fan-Club Wickrath (ab 13:00 Uhr auf der Bezirkssportanlage Wickrath)

21.06.: Sottocultura-Cup

19.07.-25.07.: Trainingslager am Tegernsee

01.08.: Fanparty in der Nordkurve (Zugang nur mit Tickets, freie Party vorher auf dem Vorplatz)

02.08.: Jubiläumsspiel gegen Valencia

08.08.: Testspiel in England

15.08.-18.08.: 1. Runde DFB-Pokal