9. April 2025

Ein Ende ohne Schrecken – Vielen Dank für über 30 Jahre Vertrauen
Die letzte Frage vor gut einem Jahr bei der JHV 2024 war, ob wir als FPMG tatsächlich dem Aufruf von Sotto folgen und bei der Mitgliederversammlung von Borussia die Wahl der Aufsichtsratskandidaten verhindern, um einen weiteren Kandidaten ins Rennen zu schicken, der aus der aktiven Fanszene kommt. Selbstverständlich habe ich hier die Frage bejaht und der Rest ist inzwischen Geschichte. Peppo vertritt unsere Faninteressen im Aufsichtsrat von Borussia.
Spätestens mit dieser erfolgreichen Aktion der aktiven Fanszene ist die selbstkritische Bewertung innerhalb des FPMG-Vorstands unausweichlich geworden. Folgende Fragen standen unwillkürlich im Raum: Werden wir unserer Rolle als Dachorganisation noch gerecht? Wie nimmt uns Borussia eigentlich noch wahr, insbesondere nach dem Umbruch in den Führungspositionen bei Borussia? Wie zeitgemäß ist unsere Haltung getrieben aus der traditionellen Fansicht mit Wurzeln Ende der 80er Jahre am Bökelberg bei fortschreitendem Generationswechsel in der Nordkurve?
Die Antwort war eindeutig. Ein „weiter so“ hätte die klare Zukunftsaussicht gehabt, dass das FPMG sich zum Veteranenclub der guten alten Zeit entwickelt und die junge Generation mit ihrer Art und Weise sich weiter Gehör und Zugang zu Borussia sucht und findet.
Damit wäre aber der Leitspruch von Theo Weiss, einer der Urväter des FPMG, ad absurdum geführt worden. „Nur Gemeinsam sind wir Stark“ haben wir lange Zeit erfolgreich umgesetzt.
In den letzten 30 Jahren wurde während meines Vorsitz vieles erreicht: Die beiden Abstiege haben unserer Fanszene nicht geschadet. Gemeinsam mit dem Verein haben wir ab 1999 die neue Borussia inklusive des BorussiaPark mitgestaltet und die konsequente Umsetzung von 50 + 1, nämlich 100+0 verteidigt. Im entscheidenden Moment 2011 haben wir die Stärke und Geschlossenheit bewiesen, und sowohl die Initiative als auch den Abstieg verhindert. Es folgten wunderbare Europapokalabende und erst die Pandemie hat uns bitter ausgebremst.
Mit und nach der Corona Pandemie gab es rückblickend in meiner Generation mehr Sinnkrise als den optimistischen und gestalterischen Blick nach vorne. Die folgenden Generationen durchlebten hingegen bewusster eine Aufbruchstimmung. Diese Diskrepanz habe insbesondere ich vielleicht zu lange ignoriert.
Ich bin daher sehr froh über den Weckruf aus Teilen der aktiven Fanszene. Das FPMG mit seiner über 35-jährigen Geschichte und den fundamentalen Errungenschaften für uns Fans darf nicht einfach so „aussterben“ und von der Bildfläche verschwinden.
Ganz im Gegenteil, es bietet sich die große Chance, mit neuen Blickwinkeln und Perspektiven auf die Entwicklung unserer Fanszene zu reagieren.
Bereits Ende 2023 starten erste Gespräche mit Vertretern der Ultraszene und Teile unseres Vorstandes. In diesen ersten Sondierungen gab es erst mal Skepsis und Vorbehalte, aber es wurde ebenso schnell klar, dass beide Seiten das gleiche Ziel verfolgen: Die Entwicklung des Fußballs darf die primären Interessen der Fans nicht ignorieren:
Bezahlbare Eintrittspreise/Stehplatzkultur/fanfreundliche Anstoßzeiten/ unabhängig von Mitbestimmung durch Investoren/ keine nationalen Pflicht-Spiele zu Werbezwecken im Ausland/ Meinungsfreiheit in der Kurve….
All diese Themen stehen bei Beiden auf dem Zettel.
Und da bin ich wieder bei Theo: „Nur Gemeinsam sind wir stark.“
Auf dieser Basis gab es dann im Laufe des Jahres 2024 zunächst viele Interne Gespräche innerhalb des FPMG-Vorstands zum Thema, wie wir diesen überfälligen Generationswechsel in Angriff nehmen wollen. Was sind die Rahmenbedingungen, was sind rote Linien?
Im Herbst letzten Jahres wurden die Bilder dann klarer. In vielen Gesprächen untereinander wurde Vertrauen geschaffen, Vorbehalte abgebaut, mit veränderter Perspektive auf die Dinge geschaut, sich selbst reflektiert und am Ende nach einer gemeinsamen Lösung gesucht.
Über allem steht das Beste für uns Fans und daher rückte irgendwann im Laufe der gemeinsamen Lösungsfindung die Erkenntnis immer näher, im FPMG-Vorstand den Umbruch so umfassend durchzuführen, wie wir es heute in dieser JHV erleben.
Angefangenen bei mir als Vorsitzender findet heute ein Wechsel im Vorstand statt. Ich mache gerne den Weg frei für die Weiterentwicklung zum Fortbestehen der einzigartigen Geschichte des FPMG. Als Macher im FPMG kann ich vor allem aus meiner beruflichen Weiterentwicklung heraus nicht mehr die benötige Energie ins System bringen, wie es mir lange Jahre möglich war.
Meinen Nachfolgern, die heute zur Wahl stehen wünsche auf ihrem Weg alles erdenklich Gute mit Weitsicht und starkem generationsübergreifenden Zusammenhalt in der Nordkurve. Das sind die Schlüssel für die Zukunft eines starken FPMG „von Fans – für Fans“.
Zum Abschluss gebe ich dem neuen Vorstand zwei Wünsche mit auf dem Weg:
1.) Entwickelt den Vorstand weiter. Eine starke Fanvertretung gegenüber dem Verein benötigt kurze Wege und klare Mandate.
2.) Würdigt den generationsübergreifenden Charakter unserer Fanszene mit ihrer Vielfalt zwischen Tradition und Moderne und entwickelt etwas, in dem jeder Gehör finden kann, der das Interesse an einer großen geschlossenen, politischen neutralen Fanszene hat, die die Raute im Mittelpunkt hat.
Meine persönliche Geschichte für das FPMG ist mit dem heutigen Tag auserzählt. Meine 31 Kapitel als Vorsitzender sind geschrieben. Aber das Buch wird nicht geschlossen, sondern neue Kapitel werden hinzugefügt.
Ich bedanke mich an dieser Stelle für das jahrzehntelange Vertrauen von euch und die tolle Unterstützung aus dem gesamten Team des FPMG in den letzten drei Jahrzehnten.
Wir sehen uns in den Stadien dieser Welt mit und für unsere Borussia.
Thomas Ludwig