17. Januar 2022

Michael Weigand

Der richtige Weg!

Aufgrund einer aberwitzigen Symbolpolitik durften viele von uns am Samstag in den zweifelhaften Genuss kommen, das Spiel gegen Bayer Leverkusen vor dem Fernseher zu verfolgen, statt zu dem überschaubaren Kreis der nur 750 Zuschauer – auf zwei Blöcke verteilt unter freiem Himmel – zu gehören. Dadurch wurden wir Zeuge der Berichterstattung zum 90 Minuten auf der Bank sitzenden Matthias Ginter und den zugehörigen Kommentaren zweier verdienter Alt-Borussen. Deren Aussagen wollen wir auf diesem Wege gerne begegnen, zumal zumindest einer der beiden in seiner Stellungnahme ja auch für die Fans der Borussia sprach.

Lieber Lothar Matthäus,

es ist schön zu hören, dass Du Dich auch zu den Anhängern der Borussia zählst. Der eine oder andere von uns hätte dieses positive Bekenntnis zum Verein zwar lieber auf den 31. Mai 1984 terminiert, als Du – tief in Abwanderungsgedanken versunken – den Ball vom Elfmeterpunkt lieber in den Frankfurter Nachthimmel statt Richtung Pokalsieg geschossen hast, aber lassen wir diese alten Geschichten… Du hast in Deinem Interview unserem Trainer Adi Hütter recht forsch Vorwürfe zu seiner Maßnahme gemacht und ihn gefragt, ob er tatsächlich die besten Spieler aufgestellt hatte. So ganz sicher warst Du Dir ja allem Anschein nach nicht, sonst hättest Du nicht die gesamte Zeit den Blick von Adi Hütter abgewandt – eine sichere Position hält auch dem Blick des Angegriffenen stand! Man konnte auch leider schnell merken, dass Deine Stellungnahme außer populistischer Oberflächlichkeit keine Form von Substanz enthält, doch dazu später mehr.

Lieber Stefan Effenberg,

auch Du hast Dich ja am Sonntagmorgen im Doppelpass zur Personalie Ginter geäußert und hast ihn als Musterprofi charakterisiert, der sich nichts zu Schulden kommen lassen hat. Wer hat Dir das eigentlich gesagt? Dein Bauchgefühl? Die Presseberichterstattung von kicker, BILD und Sport1? Sicherlich hat es Dir nicht Max Eberl gesagt, der Dir bestimmt die Hintergründe genannt hätte, und erklärt hätte, dass es gar nicht in erster Linie um die charakterlichen Eigenschaften von Matthias Ginter geht. Wieso hast Du Dich nicht bei ihm informiert, bevor Du vor einem breiten Fernsehpublikum eigene Thesen aufstellst?

Borussia Mönchengladbach geht den Weg als Verein, der keinen Investor im Hintergrund hat, bei dem man beispielweise einfach ein paar Milliönchen vom Konto eines Mäzen abrufen oder aber diesbezüglich bei einem Brausehersteller anfragen kann, und auch keine Anteile im großen Stil verkauft und so oftmals Mitsprache im Verein für schnellen Mammon verscherbelt. Borussia Mönchengladbach geht den Weg, dass wir Spieler kaufen, deren Wert unsere Stärke ist, und deren Weiterverkauf die nötigen Mittel zur Reinvestition in neue Spieler als laufende Werte darstellt. Dieser Weg ist schwierig und wird immer schwieriger, erst recht in Corona-Zeiten. Überall brechen die Zuschauereinnahmen bei gleichbleibenden Gehältern weg, aber wie gesagt andere Vereine können dann Investoren fragen oder weitere Anteile veräußern. Wir sind nunmal auf diese Einnahmen durch Spielertransfers angewiesen.

Wenn sich dann ein Spieler mit hoher Ablösesumme und hohem Marktwert dazu entscheidet, den Vertrag nicht zu verlängern, um ablösefrei den Verein zu verlassen (selbstverständlich samt zugehörigem angenehmen Handgeld fürs eigene Konto), ist das für unsere Borussia ein Schlag ins Kontor und finanziell nicht leicht zu verkraften. Wenn der Verein sich dann gegen alle finanzielle Vernunft bis an die Decke streckt und von einem Konkurrenten einen Neuzugang erwirbt, ist es geradezu legitim, diesen spielen zu lassen. Und in der Konsequenz natürlich dann auch diejenigen (Jantschke, Beyer), die sich seit Jahren zum Verein bekennen und eben auf den Verein und die eigene Karriere setzen und nicht ausschließlich auf die eigene Karriere.

Liebe Medienvertreter von Sky und Sport1,

der eingeschlagene Weg ist richtig. Er findet die Unterstützung der breiten Masse in der engen Anhängerschaft der Borussia. Wenn Ihr künftig auf eine hintergründige Berichterstattung setzt, die sich nicht an populistischen Schnellschüssen, sondern nah an der Wahrheit orientieren will, dann setzt doch bitte auf alle Fakten und sprecht mit den Leuten, die es Euch erklären können. Wir als organisierte Fans sind nicht immer einer Meinung mit dem Verein (siehe Personalie Marco Rose letzte Rückrunde), aber wir sind felsenfest davon überzeugt, dass dieser eingeschlagene Weg der beste Weg für einen Traditionsverein wie Borussia Mönchengladbach ist. Und wenn wir etwas mal nicht verstehen, dann melden wir uns beim Verein und bekommen Antworten. Versucht das doch auch mal, das bringt weit mehr als die oberflächliche Meinung verdienter Alt-Borussen, die richtig viel für den Verein geleistet haben, aber heute einfach nicht mehr nah genug dran sind.

 

Michael Weigand, Sprecher FPMG Supporters Club e.V., für den Vorstand