25. Oktober 2025

Wir machen uns Sorgen um Borussia Mönchengladbach
Die Überschrift dieses Textes soll keine Polemik gegenüber der berühmt gewordenen Aussage unseres jüngst zurückgetretenen Geschäftsführers Sport sein, sondern fasst mit Sicherheit die Gedanken vieler Fans in den letzten Wochen zusammen. Als Dachverband und Interessensvertretung der Fanszene unserer Borussia möchten wir uns daher zur aktuellen Situation des Vereins zu äußern.
Gleich zu Beginn möchten wir dabei klarstellen, dass der miserable Tabellenplatz 18 vor Beginn des aktuellen Spieltags nicht den alleinigen Anlass für die besagten Sorgen darstellt. Viel mehr hat dies einerseits mit einer sich seit längerer Zeit abzeichnenden Entwicklung im sportlichen Bereich sowie andererseits allgemeinen Themen rund um unseren Verein zu tun. Dass der verpatzte Saisonstart, der erst zur Entlassung des Trainers und kurz darauf zum Rücktritt des Sportgeschäftsführers geführt hat, diese Aspekte nur noch verstärkt hat, ist klar – sie beschäftigten uns jedoch schon vorher und würden dies auch tun, wenn wir derzeit mit Gerardo Seoane und Roland Virkus in ihren Ämtern sowie mehr Punkten auf Platz 9 stehen würden.
Talfahrt statt Umbruch
Bezogen auf die längerfristige Entwicklung steht die Frage im Raum, inwiefern man noch von einer konsequenten Fahrtrichtung des Vereins sprechen kann, wenn man sich die besagten Personalentscheidungen der letzten Wochen vor Augen führt. Viele Fans begrüßten vor einigen Monaten die Standhaftigkeit des Vereins, trotz großer Kritik und deutlich zu vernehmendem Unmut an dem Trainer festzuhalten – nach den kurzen Intermezzi der vorherigen Trainer stünde das für Stabilität. Gleichzeitig kritisierten viele Fans eben jene Entscheidung als nicht nachvollziehbar – der guten Saisonphase im Frühjahr 2025 zum Trotz sei insgesamt keine positive Entwicklung der Mannschaft und kein Vorankommen des viel zitierten Umbruchs bemerkbar.
Man kann wohl nicht leugnen, dass die letztgenannte Fraktion in der Nachbetrachtung richtig gelegen hat. Über verpasste Entscheidungen retrospektiv zu sprechen, bringt uns allen wenig, aber die Frage muss erlaubt sein, inwiefern die oben zitierte Standhaftigkeit noch ernstzunehmen ist, wenn sie nach drei bzw. fünf Spieltagen zu den bereits angesprochenen Personalentscheidungen führte. Die Irritation, dass das große Vertrauen so schnell umschlagen kann, wurde nur noch befeuert durch Aussagen unseres Präsidenten, die für jedes Fan-Ohr mal mindestens unglücklich klingen dürften.
Größere Fragezeichen
Womit wir neben der sportlichen Entwicklung bei den eingangs erwähnten allgemeinen Themen wären. Die Frage nach der (sportlichen) Führung unseres Vereins auf höhergestellter Ebene, konkret des Präsidiums, ist wohl spätestens nach der Entlassung von Roland Virkus in der Fanlandschaft angekommen. Ebenso wie man Roland – bei allen berechtigten Diskussionen um die Personalie an sich – für seinen Einsatz für Borussia Mönchengladbach danken muss, wie es die Nordkurve beim Spiel gegen Freiburg getan hat, steht auch außer Frage, dass unser Präsident und seine Vizes nur das Beste für unsere Borussia im Sinn haben. Ob die derzeitige Konstellation in den Vereinsgremien aber stark und offen genug für die Zukunft ist oder wir innerhalb des Vereins eine stärkere Diskussion für die Aufstellung abseits des Platzes brauchen, ist keine Blasphemie gegenüber unantastbaren Funktionären, sondern einfach eine grundlegende Frage, die in einem Mitglieder-geführten Verein gestellt werden können sollte.
Wir Fans als Rückhalt
Dass wir als Mitglieder und Fans ein Wort bei diesen Fragen mitreden möchten, haben die letzten Mitgliederversammlungen 2024 und 2025 gezeigt. Und dass wir Fans diesem Verein auch in Situationen wie diesen die Stange halten und nicht vergessen haben, wie wir noch vor 15 Jahren mit derlei Situationen umgegangen sind, hat die Nordkurve in den letzten Wochen bewiesen: Noch vor dem Spiel gegen Frankfurt hingen im Stadion Flugblätter, mit dem Aufruf, die Grundtugenden des Fanseins wieder stärker in die Wagschaale zu werfen:
- Kein früheres Verlassen des Stadions, sondern Support bis zum buchstäblichen Ende!
- Lautstarkes Anfeuern von allen Tribünen!
- Keine Pfiffe vor oder während des Spiels, sondern Rückhalt auch in schweren Zeiten!
Ironischerweise irritierte bei eben jenem Spiel, bei dem die Fanszene eben jenen Aufruf an zehntausende Sitze klebte und bei einem Stand von 0:5 trotzdem weiter anfeuerte, die Ordnungsdienstleitung des Vereins mit einer sinnlosen Aktion: Kurz vor Spielende marschierte eine Ordnerkette vor der Nordkurve auf, als würde ein Platzsturm befürchtet werden. Nach dem Spiel musste man ansehen, dass die Polizei mit einer behelmten Hundertschaft den Spielerparkplatz absicherte. Ein Misstrauens-Schlag ins Gesicht all derjenigen, die sich seit Jahren für die Selbstregulierung in einer Kurve einsetzen, aus der heraus es noch nie Aktionen gab, die diese Maßnahmen gerechtfertigt hätten.
Darüber hinaus wurde beim Spiel gegen den FC Bayern im Kurvenheft Blockflöte veröffentlicht, dass bereits seit einiger Zeit beschlossene Sache ist, den Stadionnamen an den vor kurzem vorgestellten Sponsor ,,ista‘‘ zu verkaufen – obwohl dazu keinerlei Austausch mit der Basis, den Mitgliedern, den Fans geführt wurde. Dass ein so einschneidender Schritt in Bezug auf ein so elementares Bestandteil des Fanlebens ohne jegliche Kommunikation mit den Menschen, die den Borussia-Park mit Leben füllen, gegangen wird, kann nur irritieren. Dieser falsch in Gang gesetzte Prozess muss gestoppt werden, um mit allen Beteiligten im und um den Verein entscheidende Weichen für die Zukunft unserer Borussia zu stellen – ,,Gemeinsam für Borussia‘‘ ist nämlich kein Marketing-Slogan, der nur bei instagram herhält, sondern sollte gerade in den entscheidenden Fragen gelebt werden.
Um unsere Positionen als Dachverband & Interessensvertretung in dieser und anderen Fragen klarzumachen und einen Gedankenanstoß für die zukünftige Aufstellung unserer Borussia in Sachen Verein- und Fanpolitik sowie die Weiterentwicklung der Fanszene Mönchengladbach zu geben, haben wir eine Agenda entwickelt, in der die grundlegenden Forderungen und Ideen für die nächsten Jahre skizziert sind. Diese werden wir in den nächsten Tagen veröffentlichen.
All‘ das soll kein Aufruf zur Palastrevolution, kein Öl ins sowieso schon lodernde Feuer oder ein Aufstacheln irgendeiner Art sein. Viel mehr sollten sich die Verantwortlichen vor Augen führen, dass die einzige Konstante, die dieser Verein derzeit hat und immer haben wird, seine Fans sind, die ihm auf den Rängen die Treue halten. Und dass diese Fans im Zweifel nicht nur ein Wort mitreden werden, wenn ihnen die Sorgen zu groß werden, können wir jedem versprechen, dem Borussia Mönchengladbach am Herzen liegt.
Bis dahin gilt unser Fokus in den nächsten Wochen jedoch der unbedingten Unterstützung der Mannschaft, für die wir zum Abschluss nochmal auf die Tugenden verweisen: Bis zum Ende bleiben, lautstarkes Anfeuern, kein Niedermachen unserer Mannschaft!
Lott jonn!
Der Vorstand des FPMG Supporters Club im Oktober ‘25